Eine Recherche: Gender und Sexualität in Circus Shows

von Aleksandra Rodycz

14. April 2023

Der Fonds Darstellende Künste e.V. setzte mit #takethat, im Rahmen von Neustart Kultur – dem von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanzierten Rettungs- und Zukunftspaket für den Kultur- und Medienbereich, eine umfassende Fördermaßnahme durch.

Ich bemühte mich in diesem Rahmen um ein Recherchestipendium und bekam eine Zusage!

Eine Recherche: Gender und Sexualität in Circus Shows

Worum es in meinem Antrag ging:

Als Artistin werde ich als weibliche Person auf der Bühne wahrgenommen – doch was bedeutet Weiblichkeit in diesem Kontext und ab wann wird sie sexualisiert? Gibt es Möglichkeiten Lebenslust und Freude auszudrücken, ohne sich und den Show Act zu sexualisieren?

Hula Hoop ist eine Disziplin zwischen Luftartistik und Jonglage. Eine Fertigkeit zeigen und zur Schau stellen – wie vermittle ich die Technik und die Weisheit die da drinsteckt?

Und was ist, wenn ich dabei gern roten Lippenstift und meine Haare offen tragen möchte, weil ich es mag?

Ziel der Recherche war es, einen zeitgemäßen Ansatz zum Thema Geschlecht und Sexualität in Shows zu finden. Antworten auf die Fragen:“ Was ist das aktuelle Bild einer Artistin im zeitgenössischen Circus?“ “ Inwiefern grenzt es sich von den Medien und den darin vermittelten Rollenbildern bewusst ab?“ Ich wollte meinen eigenen Ansatz entwickeln, der für mich begründbar und klar nachvollziehbar ist. Dieser kann dann für andere Artistinnen als Leitfaden dienen.

Eine Recherche: Gender und Sexualität in Circus Shows

Zentraler Bestandteil meiner Recherche bestand aus Literatur:

  • „Circus Busch“ von Gisela Winkler 
  • „Keine Angst haben ist unser Beruf“ von Stephanie Haerdle
  • „Manegenkünste“ von Margeret Fuchs, Anna-Sophoe Jürgens und Jörg Schuster
  •  „Circus Bodies“ von Peta Tait
  • „Zart und frei“ C. Wiedemann 
  • „Female Choice“ von M. Stoverock. 
  • „Woman and Circus“ Mala performerska scena (Herausgebende, Festival Katalog) 
  • “Writing the circus” 1,2,3 von Strange Wonderful Creature (Ess Hödlmoser)

Folgende Gedanken entstanden: Wieso geht es ständig darum, wie eine Frau aussieht und kaum was sie kann? Inwiefern können wir uns im Circus davon lösen – denn ist der Circus nicht gerade ein Ort, an dem wir uns von alten Strukturen lösen können/sollten?! Wie kann Circus, als künstlerische Ausdrucksform, in der alle Ästhetik Platz haben sollte, aussehen?

Taten, Skills und das Können in den Vordergrund stellen, ohne einen ästhetischen Körper zu leugnen (zu verstecken?). 

Was will ich eigentlich gerne sehen oder was schaue ich mir gerne an – wovon würde ich gerne mehr sehen? Ich schaute mir so viele Acts wie möglich online an (Circus Film Festival) und suchte Gespräche mit Kolleginnen und untersuchte meine eigenen Nummern.

Das Ergebnis meiner bisherigen Recherche ergab, dass eine Nummer nicht auf den Körper reduziert werden muss. Es kommt zum einen auf das Kostüm und die Posen (Style) an und zum anderen – ob eine Geschichte erzählt wird. Das ist das Wichtigste, finde ich. Dass es um einen Inhalt geht, den vielleicht auch nur die Artistin weiß…

Gleichzeitig darf nicht außer Acht gelassen (vergessen) werden, dass durch die alleinige Handlung schon eine Geschichte erzählt wird welche unbedingt berücksichtigt werden sollte: Wie das Spiel mit der Gefahr (große Höhe), Kraft und Flexibilität, Körperbewusstsein zeigen/beweisen.

Als Weg für die Zukunft, würde ich eine Art Checkliste/Leitfaden anwenden wollen: 

Was ist das Ziel dieser Nummer? Was ist sowieso schon da und muss auch beachtet werden? Und dann:

Was will ich eigentlich gerne sehen oder was schaue ich mir gerne an – wovon würde ich gerne mehr sehen? Für wen ist diese Nummer? Für welche Zuschauenden entwickle ich diese und inwiefern ist das relevant?

Interessanter Weise ist die Defintion von zeitgenössischen Zirkus sehr ähnlich: Eine künstlerische Bühnenform mit dominierenden theatralen Formaten die ein dramaturgisches und ästhetisches Gesamtkonzept bilden und welchen Zirkustechniken als Ausdrucksmittel dienen.

(Quelle: https://bundesverband-zeitgenoessischer-zirkus.de/zeitgenoessischer-zirkus/

Nehmt gerne Kontakt mit mir auf bei Fragen, Kommentaren und Anmerkungen – ich freue mich über den Austausch. 

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